Ein iPhone-Sandwich: oben das iPhone 4, unten das iPhone 11, in der Mitte liegt ein iPhone 12 Pro mit Edelstahlrahmen auf einem iPhone 12 mit (blauem) Aluminiumrahmen. bild: ifixit.com
Jahr für Jahr versprechen die Kalifornier stärkere iPhone-Displays. 2020 scheint ihnen ein Durchbruch gelungen zu sein. Doch gibt es einen Haken.
Unabhängige Fachleute und Tech-YouTuber haben in den vergangenen Tagen das iPhone 12 und das iPhone 12 Pro harten Belastungstests unterzogen. Zudem liegen auch Erkenntnisse zur Reparierbarkeit und Wasserbeständigkeit vor.
Jeden Herbst, wenn Apple neue iPhones vorstellt, wird versprochen, das Display sei robuster als bei den Vorgängermodellen. Bei den 2020er-iPhone ist dies tatsächlich relativ eindrücklich der Fall. Und zwar wegen eines neuen Sicherheitsglases auf der Frontseite, das streng genommen kein Glas sei, sondern neuartige Glaskeramik. Apple vermarktet das Feature als Ceramic Shield und verspricht, es sei vier Mal sturzfester als das Displayglas des Vorgängermodells (iPhone 11).
Hersteller ist die US-Firma Corning, die unter der Bezeichnung Gorilla Glass seit 2007 Sicherheitsglas fabriziert für Smartphones. Laut Apple werden während des Herstellungsprozesses von Ceramic Shield feinste Nanokristalle aus Keramik in das Glas hineingebacken, wodurch der Härtegrad steige.
Apple weist darauf hin, dass Keramik nicht transparent sei, weshalb es einer speziellen Formel und eines neuen Verfahrens bedurfte für Ceramic Shield. Nur so könne man Art und Grösse der Kristalle kontrollieren, um ein besonders hartes, aber optisch klares Material zu schaffen.
Die Rückseite des iPhone 12 und des iPhone 12 Pro besteht aus herkömmlichem Sicherheitsglas, das auch schon beim iPhone 11 verbaut wurde. Und dieses zerbricht und splittert relativ leicht, wenn das iPhone auf etwas Hartes trifft.
Das iPhone 12 (links) und das iPhone 12 Pro. Auf dem Röntgenbild des Pro-Modells (rechts) zeigt sich der deutlich schwerere Rahmen aus Edelstahl. bilder: ifixit
Die gute Nachricht: Bei der neusten iPhone-Generation liegen die beiden «Scheiben» der Vorder- und der Rückseite in einem leicht vorstehenden und darum schützenden Metallrahmen. Beim iPhone 12 besteht die Umrandung aus Aluminium, was das Gerät spürbar leichter macht (162 Gramm) als das iPhone 12 Pro. Da ist die Umrandung aus Edelstahl, was das Gesamtgewicht erhöht (182 Gramm), aber viel härter ist.
Die unten verlinkten YouTube-Videos zeigen, wie die neuen iPhones aus respektabler Höhe auf eine harte Unterlage fallen («Drop Tests»). Neben der Bruchfestigkeit wird zum Teil auch getestet, ob das iPhone 12 anfällig auf Kratzer ist.
Nein.
Das bis dato beste Sicherheitsglas auf dem Markt, Gorilla Glass Victus, wurde von Corning schon früher in diesem Jahr auf den Markt gebracht und ist unter anderem in Samsungs Flaggschiff Galaxy Note 20 Ultra verbaut. Apple hat sich mit Corning zusammengetan, um Ceramic Shield zu entwickeln, aber Apple hält das Patent, so dass diese Technologie für andere Hersteller nicht verfügbar sein wird.
Auf dem Datenblatt zu Gorilla Glass Victus wird mit keinem Wort die Zugabe von Keramik-Kristallen erwähnt.
Video: YouTube/PhoneBuff
Video: YouTube/CNET
Video: YouTube/MobileReviewsEh
YouTuber MobileReviewsEh
Und was ist mit dem bekannten YouTuber JerryRigEverything? Von ihm liegt bis dato kein Video zum iPhone 12 vor.
Update 28. September: Nun liegt das Video vor.
Video: YouTube/JerryRigEverything
Achtung, Kratzgefahr! Die Kamera-Ausstülpung des blauen iPhone 12 ist aus Saphirglas und könnte beim Verrutschen den Bildschirm des iPhone 12 Pro verkratzen. bild: watson
Jein.
Laut Apple sind das iPhone 12 und das iPhone 12 Pro bis zu einer Wassertiefe von sechs Metern wasserdicht, wenn sie maximal eine halbe Stunde untergetaucht werden.
Der Staub- und Wasserschutz wurde gemäss Herstellerangaben unter Laborbedingungen getestet und die Geräte wurden gemäss der Schutzart IP68 klassifiziert.
Ausgiebige Tauchgänge mit den neuen iPhones sind nicht zu empfehlen: Trotz IP68-Klassifizierung deckt die Hersteller-Garantie keine Schäden durch Flüssigkeiten ab.
Besondere Vorsicht bzw. Zurückhaltung ist bei Salzwasser geboten! Auch kurze Taucher im Meer können bei Smartphones zur Korrosion von Hardware-Komponenten führen.
Die Ausdauer gehört tatsächlich nicht zu den Stärken der 2020er-iPhones. Das iPhone 12 und das 12 Pro halten weniger lang durch als die letztjährigen Pro-Modelle.
Der YouTuber Mrwhosetheboss liess alle iPhone-Modelle, die Apple derzeit verkauft, gegeneinander antreten und prüfte, welches bei Dauerbelastung am längsten durchhält.
Video: YouTube/Mrwhosetheboss
iPhone 12 und 12 Pro besitzen den gleichen, 6,1 Zoll grossen OLED-Bildschirm und einen gleich grossen Akku mit einer Kapazität von 2815 mAh (10.78 Wh). Bei Dauerbelastung macht das Pro-Modell nach 6 Stunden und 35 Minuten schlapp, das «normale» iPhone nach 6 Stunden und 41 Minuten.
Die Rangliste der ausdauerndsten iPhones:
Der Tester meint, die leicht bessere Akkuleistung des «normalen» iPhone 12 könnte damit zusammenhängen, dass es mit weniger Arbeitsspeicher (RAM) bestück sei als das «Pro».
Die Smartphone-Reparatur-Experten von iFixit haben das iPhone 12 und das iPhone 12 Pro in ihre Einzelteile zerlegt und geben den neuen Apple-Handys eine 6, was die Reparierbarkeit auf einer Skala von 1 bis 10 betrifft.
Vor allem der Glasrücken kann im Schadensfall beträchtliche Unkosten verursachen. Bei iFixit heisst es:
Apple empfiehlt, ein gesprungenes iPhone-Display in einem Apple Store, bei einem autorisierten Apple Service Provider (also einer Drittfirma) oder durch Einsenden an ein Apple-Reparaturzentrum ersetzen zu lassen.