Diese Glocke hängt in der Jakobskirche in Herxheim am Berg in Deutschland. Über das Land verteilt gibt es zahlreiche weitere Kirchglocken, die mit NS-Symbolen und Sprüchen verziert sind. Bild: EPA/EPA
In vielen deutschen Kirchtürmen hängen bis heute Glocken aus der nationalsozialistischen Zeit. Sie sind verziert mit Runen, Hakenkreuzen oder Lobgesängen auf Adolf Hiltler. So auch die Kirchglocke im beschaulichen Schweringen, in Niedersachsen – bis vor kurzem jedenfalls.
Seit ungefähr einer Woche ist in Schweringen das Hakenkreuz von der Glocke verschwunden. Laut dem Pfarrer Jann-Axel Hellwege sind Unbekannte in den Kirchturm eingedrungen und haben das NS-Symbol von der Glocke weggeflext beziehungsweise weggeschliffen.
An der Tür der Kirche wurde laut der Lokalzeitung «Die Harke» ein Bekennerschreiben hinterlassen. In der Nachricht heisst es unter anderem: «Wir haben Frühjahrsputz gemacht. Nicht nur das Dorf gereinigt, sondern auch die Glocke. Von Taubendreck, vom Dreck der Nationalsozialisten, der nach 80 Jahren noch drohte, die Dorfbevölkerung zu spalten, und hoffentlich auch von dem Schmutz, der vielleicht beinahe über Schweringen abgworfen wäre.» Die Unbekannten schrieben zudem, dass Schweringen ein Dorf mit intellektuellen und weltoffenen Bürger sei und sie nicht einfach zusehen werden, wie die Dorfbevölkerung auf eine Spaltung zurennt.
Die Kirchglocke in Schweringen sorgte bereits vor diesem Vorfall für Diskussionen. Der Vorstand der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde hatte Mitte März mehrheitlich beschlossen, die Glocke wieder läuten zu lassen – trotz der NS-Symbole. Diese Entscheidung stiess nicht nur beim Pastor Hellwege auf wenig Begeisterung. Dieser beanstandete darauf die Entscheidung offiziell und machte Verfahrensfehler geltend. Ob die Kirche also überhaupt im Kirchturm weiterhin läuten darf, ist noch nicht abschliessend geklärt. (ohe)
Video: srf