Flyer, Plakate und Inserate: Die Wahl-Werbung ist teuer.
bild: enrique muñoz garcía
Keine Wahl ohne Werbung. Und damit auch keine Wahl ohne Geld – Regula Rytz, Co-Präsidentin der Grünen, erklärt, wo wie viel Geld investiert wird und warum die Partei eher auf Plakate als auf Zeitungsinserate setzt.
50’000 Franken gibt Regula Rytz, Berner Nationalrätin und Co-Präsidentin der Grünen, vor den Wahlen aus. 35’000 Franken kommen aus der eigenen Tasche. Genug, um eine Weltreise zu machen, einen Kleinwagen zu kaufen oder ein Jahr lang eine 4-Zimmer-Wohnung in der Berner Altstadt zu mieten. Rytz zieht es vor, unter anderem ihr Gesicht auf hunderte Plakate, Zeitungen und Flyer zu drucken. Zusätzlich profitiert sie von der Werbung der Berner Kantonalpartei. Diese investiert etwa 130’000 Franken.
Das Geld ist schnell weg – da braucht man sich keine Illusionen zu machen. Das halbe Budget der Berner Grünen fliesst in ein einziges Produkt, wie das Budget zeigt, das die Partei watson offenlegt. Nämlich in dieses hier:
Die Wahlzeitung der Grünen.
bild: enrique muñoz garcía
Rund 65’000 Franken der Berner Grünen gehen für die quasi obligatorische Wahlzeitung drauf. Für 4 Seiten Papier also, die alle 720’000 Berner Stimmbürger zusammen mit dem Wahlmaterial zugeschickt bekommen. Der Druck alleine hat gut 55’000 Franken gekostet. Dazu kommen Ausgaben für den Grafiker, für den Fotografen und für die Lieferung an die Verteilzentren.
Nicht, dass die paar Seiten zwingend so teuer sein müssten. «Die Zeitung ist jedoch unser wichtigstes Werbemittel, weil die Leute sie vor sich haben, wenn sie das Stimmmaterial ausfüllen», sagt Geschäftsführerin Regula Tschanz.
Darüber hinaus fällte die Parteileitung für die Mittel der Partei den Grundsatzentscheid: Plakate statt Inserate. «Das war ein Bauchentscheid», sagt Tschanz.
Regula Tschanz
Warum? Das wird deutlich, wenn man die Preise vergleicht.
Ein Zeitungsinserat der Grünen.
bild: enrique muñoz garcía
Das oben abgebildete Inserat von Rytz’ Parteikollegin Natalie Imboden, die übrigens nur minime Wahlchancen hat, ist gerade einmal 5,5 x 4,5 Zentimeter gross. Erschienen ist es auf rund 150’000 Titelseiten, nämlich in der Berner Zeitung und dem Bund. Gekostet hat das Inserat um die 2000 Franken. Und einen Tag später war es Altpapier.
Plakate der Grünen am Berner Bahnhof.
bild: enrique muñoz garcía
Dieses Plakat dagegen ist 1,3 x 2,7 Meter gross und hing zwei Wochen lang im Berner Bahnhof, bei Gleis 3. Die drei Kandidaten zahlten dafür total 1330 Franken. Plakatwände gibt es in Bern für 50 bis 1600 Franken pro Woche.
Die Plakate der Berner Grünen hängen an 35 Standorten bei grossen ÖV-Stationen, sie zeigen immer die drei Spitzenkandidatinnen Aline Trede, Christine Häsler und Regula Rytz – mehr als drei Sitze im Nationalrat werden die Grünen in Bern ohnehin nicht holen.
Alle anderen Plakate, die von den Grünen im Kanton Bern hängen, zahlen die Kandidaten selber. Die Partei bestimmt das Aussehen, sie übernimmt dafür auch die Kosten für den Grafiker. Den Slogan kann die Kandidatin selber bestimmen.
Regula Rytz wird als Nationalrätin ohnehin wiedergewählt. Sie versucht ihre Bekanntheit dafür einzusetzen, Stimmen für die Grüne Liste zu gewinnen. Und zwar speziell in den Quartieren Berns. Rytz gibt einen guten Teil ihres Budgets für Inserate in Quartieranzeigern aus – mit Slogans zur Berner Stadtpolitik. In der «Bümplizwoche» zum Beispiel wehrt sie sich gegen einen Neubau der BLS auf grüner Wiese im Berner Riedbach.