Die Geschichte von Lysergsäurediethylamid, besser bekannt unter dem Namen LSD, ist lange und verzwickt. 1938 wurde das Halluzinogen vom Schweizer Chemiker Albert Hoffman entdeckt. In der folgenden Zeit wurde viel an einer nützlichen medizinischen Verwendung des Derivats geforscht.
Während der Hippie-Zeit ab den 60er- und 70er-Jahre wurde LSD jedoch verstärkt als Droge bekannt und wurde deshalb bald darauf weltweit verboten. Mit dem Verbot endeten auch die klinischen Studien. Nun hat eine Studiengruppe aus den Niederlanden LSD als Schmerzmittel getestet und ermutigende Resultate erzielt. Was du dazu wissen musst, findest du hier:
Das Department für Neuropsychologie und Psychopharmatologie and der Universität Maastricht startete zusammen mit der Beckley Foundation eine neue Untersuchung, die dort anknüpfen sollte, wo die Medizin in den 70ern aufgehört hat: Die Erforschung des LSD als Medikament.
An seiner Entdeckung wird weiter geforscht: Der Schweizer Chemiker Albert Hoffmann. Bild: KEYSTONE
Im Unterschied zu damals stand aber im Vordergrund, dass die Patienten keine psychedelischen Effekte spüren sollten. Dazu wurde die LSD-Dosis soweit reduziert, dass keine solche Veränderungen auftreten. Die stärkste verabreichte Dosis war 20 Mikrogramm. Ein Mikrogramm entspricht dabei nur gerade einem Millionstel Gramm. Erst ab etwa 30 Mikrogramm treten schwache psychische Effekte auf.
Nun wurden diese Mikrodosen LSD 24 gesunden Erwachsenen verabreicht. Mit mehreren Tests untersuchten die Forscher dann, welche Effekte diese Dosierungen auf das Schmerzempfinden und die Wahrnehmung der Probanden hat. Um das Schmerzempfinden zu messen, wurden die Testpersonen drei Grad kaltem Wasser ausgesetzt.
Alle Patienten zeigten ein vermindertes Schmerzempfinden, wenn sie mit LSD behandelt wurden und konnten die Kälte des Wassers länger aushalten. Ausserdem traten nur sehr schwache visuelle und kognitive Effekte auf. Die Probanden verspürten also kein richtiges «High».
Die Forscher kommen damit zum Schluss, dass LSD auch als Mikrodosierung schmerzlindernde Effekte erzeugt. Dies ist für die Medizin interessant, weil solche kleinen Dosen für den Körper ohne grossen Aufwand wieder abgebaut werden können und kaum Suchteffekte hervorrufen, mit denen verschiedene Opiate wie Morphium zu kämpfen haben.
LSD als Strukturformel. Bild: Shutterstock
LSD als Opioid-Ersatz, das sorgt für viel Aufsehen. «Über 16 Millionen Menschen leiden an einer Opioid-Sucht und viele mehr werden dazukommen, weil sie medizinisch damit behandelt wurden», sagt Amanda Fielding, Co-Direktorin des Maastricht Microdosing Research Programme zum «happymag».
Während Wissenschaftler die neue Studie zumindest als interessant einstufen, reagieren viele entsetzt auf die Befunde:
Weitere Studien sind geplant, darunter auch ein ähnlicher Test am Universitätsspital in Basel. Hier wollen die Forscher jedoch zusätzlich zum LSD auch noch MDMA (Ecstasy) zum Cocktail hinzufügen. MDMA ist ebenfalls eine beliebte Partydroge.
Diese Substanz hilft den Probanden, die negativen Nebeneffekte von LSD besser zu verarbeiten. So hilft MDMA zum Beispiel gegen Angstzustände und Paranoia, welche durch das LSD hervorgerufen werden könnten. Wenn alles wie gewünscht funktioniert, soll der Drogencocktail bei langfristigen Therapien von unterschiedlichen psychischen Erkrankungen eingesetzt werden.
Und weitere solche klinische Tests wurden in Universitäten auf der ganzen Welt angekündigt. Damit könnte LSD der Sprung von der Droge zum Medikament zurück tatsächlich gelingen. (leo)